In letzter Zeit faszinieren mich Nachtpanoramen. Leider komme ich im Moment nicht wirklich dazu, dafür mal an einen wirklich dunklen Ort zu fahren. So ist aus zwei meiner bisherigen Nachtpanoramen (Üetliberg und Perchtoldsdorfer Heide) und der Frage, wieviel Sterne die Sony A7R eigentlich in der Stadt »sieht«, ein experimenteller Aufbau entstanden, mit dem ich den Sternenhimmel mitten in Wien aufzunehmen versucht habe.
Mit bloßen Auge, noch dazu wie hier bei fast vollem Mond, sieht man in einer so großen Stadt normalerweise nur eine Handvoll Sterne. Um doch soviel wie möglich vom Sternenhimmel aus dem Dunkel herauszuholen, habe ich ein zweiteiliges Verfahren gewählt:
• Den Boden und die Szenerie der Stadt habe ich wegen der üppigen künstlichen Beleuchtung als HDR mit -3, 0 und +3 EV aufgenommen (1/8 - 1 sec - 8 sec bei ƒ/11 und 800 ISO). In der hellsten Belichtung sind nur die hellsten Sterne zu sehen.
• Um die Sterne herauszuholen, habe ich ein zweites Panorama für den Himmel aufgenommen. Hier habe ich die Belichtungszeit auf 30 sec erhöht, was 1. bei ebenfalls 800 ISO zu beachtlichem Rauschen führt und 2. zu lang ist für punktförmige Sterne. Also habe ich gegen das Rauschen mit Stacking gearbeitet und jeweils 16 Aufnahmen für eine Richtung gemacht (64 insgesamt), was das Bildrauschen fast komplett eliminiert. Sowas dauert (zusammen ca. 45 Minuten) und derweil bewegt sich der Sternhimmel natürlich weiter, bei dieser Zeitdauer um etwas mehr als 11°. Also mußte ich den Panoramakopf nachführen. Astrofotografen verwenden für so einen Zweck eine so genannte »Parallaktische Montierung« mit einer Nachführung, bei der die Kamera mit der Geschwindigkeit von einer Umdrehung pro Tag mit dem Sternhimmel »mitbewegt« wird.
Da ich sowas (noch) nicht besitze, habe ich dafür den unteren Teil meines Seitz Roundshot VR Drive 2 »missbraucht«, den auf eine Drehgeschwindigkeit von 15° pro Stunde eingestellt und eine Konstruktion mit einer paar Arca-Swiss-Teilen von Novoflex, Sunwayfoto und Really Right Stuff gebaut, die die Drehachse des VR Drive schräg zum Polarstern ausrichtet. Oben drauf war dann der manuell bediente Panoramakopf mit der Sony A7R und dem Samyang 8mm ƒ/2.8 V2 Fisheye montiert. Das ganze war mäßig präzise, weil mir die Einrichtung zum genauen Anpeilen des Polarsterns gefehlt hat (»Polsucher«). Deswegen sind die Sterne im Panorama auch noch keine schönen Punkte, aber für die lange Aufnahmedauer und einen ersten Versuch sind die kurzen Striche mal okay.
Das erste Panorama für die Stadt habe ich natürlich ohne Nachführung aufgenommen, weil ja sonst die Gebäude unscharf und verzogen werden. Da das Ganze nur ein Versuch war, habe ich hier das Thema Retusche mal nicht sonderlich ernst genommen ;-)
Fazit dieser Übung: Ich bin einmal mehr erstaunt über die Nachtsichtfähigkeiten der A7R und weiß nun, was noch fehlt für bessere Nachtpanoramen. Es bleibt spannend.