Panoramen im Gebirge mit dem Novoflex-Skistock

Wenig Gewicht und trotzdem präzise

Novoflex-Skistock (Foto © Novoflex)

Wer Panoramaaufnahmen bei Bergtouren oder Wanderungen machen will, steht immer wieder vor der Entscheidung, entweder (zu) wenig Ausrüstung mitzunehmen und zu fürchten, dann bei einem lohnenswerten Motiv nicht die erforderliche Hardware dabeizuhaben, oder aber für alle Fälle gerüstet zu sein und bei einer einfachen Tageswanderung so viel mitzuschleppen wie bei einer ausgewachsenen Hochtour.

Panorama mit Novoflex-Skistock

Viele Leserzuschriften, die ich mit Fragen nach Empfehlungen zu diesem Thema bekomme, zeigen, dass die meisten Fotografen zunächst mal ihre wunderbar präzisen 2-achsigen Panoramaköpfe nebst Stativ auf die Berge tragen, aber spätestens nach ein paarmal wird die Frage nach leichterem, aber dennoch tauglichem Equipment unausweichlich. Weil diese Anfragen immer wieder kommen, fasse ich hier einmal meine Erfahrungen in dieser Richtung  zusammen.

Wie einfach kann/darf es sein?

Will man nur Gipfelpanoramen aufnehmen, bei denen kein Vordergrund sichtbar ist, kann man die Frage nach dem Stativ vergessen: Der Parallaxenfehler ist meist vernachlässigbar, bei Entfernungen von etlichen Kilometern bis zu nächsten Berg im Bild oft sogar physisch nicht einmal mehr vorhanden. Das gilt erfahrungsgemäß für Normal-Brennweiten bin hinunter zu mittleren Weitwinkelobjektiven.
Bei sphärischen Panoramen wird man freihändig nur mit einem Fischaugen-Objektiv und sehr viel Übung zu brauchbaren Ergebnissen kommen. Hier braucht man in der Regel ein Stativ, wobei auch bei hochauflösenden Profikameras kein superschweres Exemplar nötig ist, solange die Brennweite im Fischaugen- und unteren Weitwinkelbereich bleibt. Auch leichtere Reisestative wie z.B. die Travel-Angel-Serie von Benro sind hier noch gut brauchbar und von Gewicht und Packmaß her trotzdem Bergtour-tauglich, wo bei manche Modelle sogar in den Rucksack passen. Beispielhaft sehen sei hier eines der o.g. Stative im Einsatz.

Einbeinstative sind gefragt

Mindestens sollte aber ein Einbeinstativ dabei sein, das gemeinsam mit einer Wasserwaage und einer halbwegs ruhigen Hand ein Dreibeinstativ doch relativ weitgehend ersetzen kann. Bedingung ist, dass man mit möglichst wenig Aufnahmen arbeitet, was man im Gebirge ohnehin allein deshalb anstreben sollte, weil sich Fotopausen summieren und man den Faktor Zeit in den Bergen nie außer Acht lassen sollte.

Am besten mit Fischauge

Mit einem Einbeinstativ und einem Fischauge kann man mit 4 oder 6 Aufnahmen ein komplettes oder fast komplettes sphärisches Panorama aufnehmen. Da Boden und Himmel im Gebirge oft sehr retuschefreundlich sind, kann man sich hier Löcher oben und unten leisten.

Dann reicht nämlich eine sehr einfache und damit auch leichte Lösung wie einen Stativkopf mit Ring (Nodal Ninja R1) oder ein einfacher WInkeldapter wie der  KISS von PT4Pano. Diese sind werden auf dem Einbeinstativ starr eingesetzt. Bieten Sie einen gekippten Modus (»Slant«, entweder auch mit einem Ringdapter (NN R1) oder mit speziellen Köpfen wie z.B. dem Novoflex »Slant« oder dem »Slant-Nodalpunktadapter« von PT4Pano), so bekommt man bei Fullframe-Fischaugen mit 180° in der Bilddiagonalen praktisch komplette Kugelaufnahmen. Bei senkrechtem Hochformat reichen auch 4 bis 6 Aufnahmen, wobei das Ergenis nicht ganz komplett ist und ein kleines Loch oben und unten bleibt.

Zylindrische Panoramen mit Weitwinkel

Auch mit relativ weitwinkligen Normalobjektiven funktioniert ein Einbeinstativ gut. Hier ist nur der Drehwinkel von Bild zu Bild etwas schwerer abzuschätzen. Es gibt ja keine Drehplatte mit einer Rastung, weil das Einbein ja auf der Spitze gedreht wird. Bei 4 oder 6 Bildern wie oben beim Fischauge geht das noch recht gut, bei 8, 10 oder mehr Bildern muss man schon im Sucher kontrollieren, dass die Überlappung von Bild zu Bild passt. Die Ergebnisse sind hier dann in der Regel zylindrische Panoramen mit recht großem vertikalen Blickwinkel und (je nach Kamera) bereits beachtlichen Bildgrößen im Endformat nach dem Stitching, die auch für größere Drucke tauglich sind.

Es geht noch leichter

Auch wenn Einbeinstative in der Regel wesentlich weniger wiegen als dreibeinige Modelle, ist es doch noch ein zusätzliches Stück Ausrüstung, was in den Rucksack hinein muss oder außen dran. Hier setzt die Idee an, die seit Mitte/Ende der 80er Jahre gebräuchlichen (Teleskop-)Wanderstöcke, die eigentlich aus dem Skitouren-Bereich kommen, so zu modifizieren, dass sie als Einbeinstative dienen können. Pionier auf dem Gebiet der Teleskopstöcke ist zweifelsohne die süddeutsche Traditionsfirma Leki. Panorama-Spezialist Novoflex hat mit diesem Partner eine solche Kombination aus Ski-/Wanderstock und Einbeinstativ bereits vor längerer Zeit auf den Markt gebracht, den »Novoflex QuadroPod® Stativbein Wanderstock«.

Der Stock wird einzeln angeboten, was manchen Gehern reicht (mir z.B.). Im Hochgebirge oder im Winter beim Skifahren, wenn man zwei Stöcke braucht, kann man einen Stock durch das Novoflex-Exemplar ersetzen. Sind die sonst verwendeten Stöcke ebenfalls von Leki, kann man sogar die Teller an der Spitze gemeinsam wechseln. Auch wegen der Verfügbarkeit von Ersatzteilen ist die Kooperation von Leki und Novoflex sehr vorteilhaft. Spitzen und Teller gehen einfach irgendwann mal verloren oder die Klemm-Zylinder im Innern der Stöcke verschließen.

Man spart hier also das Einbeinstativ, dessen Gewicht und auch den Platz am oder im Rucksack. Das habe ich bei vielen Bergtouren sehr schätzen gelernt.

Alles im Griff

Das Prinzip des Stocks ist einfach: Ein Holzknopf sitzt normalerweise auf einer 1/4"-Stativschraube. Wird er entfernt, lässt sich auf das Gewinde eine Unterlegscheibe  aus Kunststoff stecken, damit mam eine größere, bündige Auflagefläche für die Kamera, in unserem Fall für den Panoramakopf bekommt.

Novoflex-Skistock (Knauf montiert)Novoflex-Skistock (Knauf abgeschraubt)

Diese Scheibe ist zwar ein Verlustkandidat, was sich aber mit einem kleinen Karabiner und einer Schnurschlinge schnell regeln lässt. – Bei meinem Exemplar hat sich ein paarmal die Gewindehülse im Holzkopf gelöst, was offenbar passiert, wenn man den Panoramakopf zu fest anschraubt. Das ließ sich allerdings leicht mit einem Tropfen Superkleber erledigen, der dieses Gewinde ein für allemal im Holzknopf fixiert hat.

Novoflex-Skistock als Einbeinstativ Novoflex-Skistock (Wasserwaage zur Kontrolle)Der Skistock lässt auf 142 cm ausziehen und ist damit hoch genug, um Panoramaaufnahmen machen zu können, ohne in die Knie zu gehen. Dass man dabei auf den Kopf herunterschauen kann, ist sogar ein Vorteil, denn für die senkrechte Ausrichtung des Stocks (wie beim hier benutzten Nodal Ninja R1) kann man dabei die Libelle des Kopfes von oben ablesen.

Mehr Übersicht

Will man einen höheren Standpunkt für die Kamera, kann man den Stock auch auf einen erhöhten Punkt aufsetzen, wie hier einen Tisch (oder Felsen, Baumstumpf etc.). Die Hartmetallspitze des Stocks hält z.B. wie in diesem Fall auf Holz hervorragend, aber auch auf Stein.
Dabei kann man natürlich die Wasserwaage des Panoramakopf nicht mehr sehen.

Hier hilft eine kleine Wasserwaage, hier ein 5-Euro-Teil aus dem Baumarkt, das sich mit einem Klett-Kabelbinder aus dem Computerbedarfshandel schnell und fest am Stock fixieren lässt. Diese Wasserwaage wird so weit unten am Stock befestigt, dass man noch bequem von oben darauf schauen kann.

Pfostenwasserwaage als Hilfsmittel Pfostenwasserwaage als Hilfsmittel am Novoflex-Skistock Novoflex-Skistock in erhöhter Position

Das Panorama, das hierbei entstanden ist, sehen Sie oben auf dieser Seite und hier.

Auch an den Auslöser kommt man natürlich nicht mehr heran bei dieser Aufnahmetechnik. Hier ist dann (wie im Bild zu sehen) der Fernauslöser gefragt.

Man kommt mit der Sichtachse der Kamera (je nach Panoramakopf) bei dieser Methode auf Höhen von etwa 2,20 - 2,50 m über dem Boden, also auf jeden Fall hoch genug, um über Menschenansammlungen auf Berggipfeln hinweg fotografieren zu können, wie das Beispiel unten zeigt, wo ich lediglich eine 50 cm hohe Holzbank unter dem Stock hatte (Klick ins Bild öffnet die Seite mit der interaktiven Version, wo Sie diesen erhöhten Blickpunkt gut sehen können).

Männlichen Novoflex

Vierbeiner

Zum Schluss soll noch angemerkt werden, dass der Skistock Teil eines umfangreicheren Konzepts von Novoflex ist, das auf dem Stativkopf »QuadroPod« aufbaut, der mit 3 oder 4 Beinen variabel kombiniert werden kann. Deswegen wird der Skistock auch im 4er-Pack angeboten. Geht man zu zweit ins Gebirge, kann man mit den 2 Stockpaaren fast ohne Zusatzausrüstung (nur der Kopf kommt im Rucksack mit) ein sehr stabiles 4-Bein-Stativ haben.

Novoflex QuadroPod (Foto © Novoflex) Novoflex QuadroPod 4er Set (Foto © Novoflex)

Fazit

Die hier besprochene Kombination aus Novoflex-Skistock, Nodal Ninja R1 und dem 8mm Sigma Fischauge und der Canon EOS 7D, die ich schon seit längerer Zeit mit ins Gebirge nehme und die mir schon viele, sehr schöne Panoramen beschert hat, bietet mit minimaler und sehr leichter Ausrüstung die Möglichkeit, auch bei Unternehmungen mit langen Fußwegen nicht auf professionelle Qualität bei Panoramaaufnahmen zu verzichten.

Wenn es bei mir noch etwas leichter werden soll und ich bereit bin, bei der Bildqualität ganz leichte Abstriche zu machen, dann verwende ich die Canon EOS 600D und statt dem Nodal Ninja R1 den KISS von PT4Pano (entweder in der Standardversion senkrecht hochformatig oder in der »Slant«-Version)

Weht kein Sturm am Gipfel und hat man eine halbwegs ruhige Hand, so erreicht man auch ohne Dreibeinstativ Genauigkeiten bei Stitching in PTGui von unter 1 Pixel Durchschnitt! Zudem ist ja hier auch durch den sehr kleinen »Footprint« der Retuscheaufwand wie bei allen Einbeinmethoden nur minimal. Wenn man das »Slant«-Verfahren mit gekippter Kamera benutzt und die Achse dann (wie in diesem Beispiel) leicht nach oben neigt, schließt sich das Loch im Himmel und es bleibt nurmehr der Boden zu retuschieren.

Alles in allem ist dieser Stock mit gerade mal knapp 60 Euro eine der günstigsten Investitionen in meinem Panorama-Gerätepark, aber ganz sicher eine der lohnensten, was die Ausbeute an Panoramen angeht, die mir sonst mangels nicht mitgeführtem Equipment entgangen wären.


 

UPDATE: Der Ski- und Wanderstock ist Ende 2013 von Novoflex im Zuge der Einführung des TrioPod-Systems überarbeitet worden, das hier besprochen wird.

There are 5 Comments

Hallo,
sehr interessante Einblicke in die Praxis der Panoramafotografie mit guten Tipps!
Ich mache auch gerne Kugelpanoramen von einem etwas erhöhten Standpunkt. Das Hochstativ habe ich auf Reisen natürlich in der Regel nicht dabei. Ich improvisierte dann auch mit dem Einbein. Meine Frage: Wo bekommt man so eine Pfostenwasserwaage mit einer oben drauf sitzenden Libelle?
MfG
Gerhard Blomberg

hallo,

diese Wasserwaage hab ich irgenwann mal im Baumarkt gekauft, weiß garnicht mehr, wo.

Hab aber grad kurz mal inm Netz gesucht: Hier gibt es exakt die gleiche, nur mit anderer Beschriftung: http://bit.ly/pbrec_ww. Das Klettband ist ein einfacher Kabelbinder vom Saturn oder MediaMarkt.

hope this helps
lg tb

Hallo,

vielen Dank für den Hinweis! Ich hab die Fachberater in den umliegenden Baumärkten alle mit meiner Frage nach einer Pfostenwasserwaage genervt. So etwas gab es, aber die hatten alle keine Kopflibelle. Jetzt werde ich sicher fündig, notfalls bestelle ich bei Amazon.

Ich will es mit dieser Ausrüstung auch einmal mit Freihand-Überkopf-Panoramen versuchen wenn es keinen geeigneten Aufsetzpunkt gibt. Die fehlenden 1,50 Meter unten will ich durch ein Senklot oder einen Laserpointer-Strahl ersetzen. So käme ich mit einfachsten Mitteln auf gut 3 Meter Höhe.

MfG
Gerhard Blomberg

Hallo,

vielen Dank für deinen Artikel, ich bin auch in letzter Zeit öft in den bayrischen Alpen unterwegs und Fotografiere hobbymäßig hab das aber noch nie in irgendeiner weiße miteinander Verknüpft. Ich werde das in Zukunft aber mal testen.

Vielen Dank das du mich auf die Idee gebracht hast :)

Niklas

Hallo,
vielen Dank für diesen super und ausführlichen Bericht. Ich gehe auch sehr gerne in den Bergen wandern und habe bisher immer aus der Hand fotografiert, da mir das Dreibeinstativ in der Tat viel zu schwer war. Mir gefällt die Lösung mit der Kombination aus Einbeinstativ und Gestock sehr gut! Ich werde mich definitiv auf die Suche nach so etwas machen!

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