Diese Aufnahme ist ein Beispiel meiner sporadischen Versuche, hochaufgelöste, rauscharme Nachtpanoramen zu produzieren. Nach einer Reihe von Überlegungen und Experimenten, vor allem mit Software, gab es zuletzt bei einem kurzen Besuch im Toten Gebirge, einer recht dunklen Ecke von Oberösterreich, eine passende Gelegenheit, das auf Verdacht mitgenommene Werkzeug einzusetzen.
Die Aufnahme war so angelegt, dass zuerst der Himmel mit einem Tracker (auch »Nachführung«) aufgenommen wird (hier der iOptron SkyTracker Pro), der den Panoramakopf nebst Kamera und Objektiv mit der Erdrotation mitdreht. Dabei habe ich den recht ökonomischen Ansatz von 8 Bildern pro Richtung für ein späteres Stacking gewählt. Die 9 Bilder mit +30° decken bei 21mm einen großen Teil des Himmel ab, wobei die unteren Bildkanten immer unter dem Horizont liegen. Die Aufnahmedaten: 15 Sekunden, ISO 3200, ƒ/2.8 (Offenblende).
Für den Boden habe ich nur 0° statt -30° gewählt, weil der Horizont bei Wald und Gebirge sonst seperate Aufnahmen erfordert hätte, damit der ruhende Horizont komplett auf allen Bodenaufnahmen, die nicht getrackt wurden, zu sehen ist. Die Aufnahmedaten für die 9 Bodenbilder: 30 Sekunden, ISO 6400, ƒ/2.8. Der Nadir blieb offen, weil sich der recht gleichmäßige Asphalt leicht retuschieren ließ und zudem nicht bildwichtig war.
Ergebnis sind dann zwei Bildsätze für den starren Boden und den bewegten Himmel. Diese wurden in Lightroom zuerst gesichtet, in Capture One (ein erster, gewöhnungsbedürftiger, aber sehr interessanter Test für mich!) von RAW zu TIFF konvertiert. Capture One eliminiert bei der Raw-Konvertierung im Gegensatz zu Lightroom zuverlässig alle »Hot Pixel«, die bei hohen ISO-Werten und langen Belichtungszeiten unweigerlich hervorkommen und sich später nur schwer bzw. mühsam retuschieren lassen.
Für die nun folgende Rauschbehandlung habe ich die professionelle Astro-Fotografie-Software PixInsight eingesetzt, mit der ich mich schon länger beschäftige und mit der ich schön langsam warm werde, ist sie doch massiv technischer und komplexer als Photoshop.
Die Himmelsbilder wurden damit in 8er-Paketen aneinander ausgerichtet, was bei der hohen Auflösung auch mit einer Nachführung Pflicht ist. Dann werden diese 8er-Pakete zusammengerechnet mit einer gewichteten Durchschnittsformel, die das Rauschen erheblich reduziert, ohne dabei Schärfeverluste hinnehmen zu müssen. Das ist das eigentliche »Stacking«. Angenehmerweise verschwindet dabei auch gleich der rege Flug- und Satellitenverkehr am Himmel fast vollständig, weil vor der Durchschnittsbildung alle Ausreisser gelöscht werden, also Pixel, die nur auf einem Bild komplett anders aussehen bzw. stark vom Durchschnitt abweichen.
Das ist auch der Grund, warum es sehr viel vorteilhafter ist, 8 Bilder mit 15 Sekunden zu belichten als ein einziges mit 2 Minuten, selbst wenn der Tracker problemlos 2 Minuten Belichtung mit scharfen Sternen erlauben würde. Dieses Einzelbild wäre dann voll mit Lichtspuren und dessen Langzeitrauschen nur mit Photoshop-Filtern zu bekämpfen, die praktisch alle den Sternhimmel mit ihren Artefakten zerstören.
Die aus dieser (relativ zeitintensiven, aber wichtigen und lohnenden) astrofotografischen Vorbereitung entstanden Bilder wurden dann noch kurz in Adobe Camera Raw bearbeitet und farbkorrigiert und darauf in PTGui gestitcht, wobei hier nicht pauschal Kontrollpunkte gesetzt werden dürfen, sondern nur paarweise für Boden und Himmel getrennt. Himmel und Boden werden dabei nur grob mit wenigen Punktpaaren aneinander ausgrichtet, weil sie durch die scheinbare Himmelsrotation gar nicht genau passen können. Beine Bildteile werden dann von PTGui getrennt als PSD-Dateien mit Ebenen gerendert und schließlich in Photoshop mit sauberen Masken zusammengefügt.
Beim Finishing in Photoshop habe ich dann noch viel Wert darauf gelegt, die Nachbearbeitung speziell der Milchstrasse so dezent wie möglich anzugehen und mich viel eher am visuell Erlebten zu orientieren als an den völlig überbearbeiteten Milchstrassenfotos, die aktuell überall zu sehen sind.
Das Ergebnis ist ein rauscharmes 365-Megapixel-Panorama mit 360° x 180°.
Sowas macht man nicht jeden Tag, aber der Zusatzaufwand an Prozessen und Zeit ergibt eine wesentlich höhere Qualität und es lohnt sich sehr, wenn man eine gute Nacht mit einer schönen Stimmung und an einer feinen Location erwischt und wo neben der technischen Herausfordung eines solchen Projekts an sich auch einige Stunden Arbeit in der faszinierenden Stille einer nächtlichen Landschaft dazukommen :-)