Vorletzte Woche hatte ich endlich Gelegenheit, die Aufnahme, die ich im September 2009 für die neu gestaltete Gedenkstätte am Friedhof der Osttiroler Gemeinde Kals gemacht habe, fertig montiert zu dokumentieren.
Übersicht der Gedenkstätte mit dem Friedhof und dem Ortskern
Der Friedhof in Kals am Großglockner beherbergt schon lange eine Gedenkstätte für die vielen Bergsteiger, die an Österreichs höchstem Berg, der zum Gemeindegebiet gehört, umgekommen sind. Zusammen mit der Errichtung einer neuen Aufbahrungshalle wurde diese Gedenkstätte nun vom Lienzer Architektur-Büro modul2 modern umgestaltet. Eines der Hauptelemente sollte eine sehr großformatige Aufnahme des Berges sein, eine Abendstimmung mit festgelegtem Aufnahmepunkt und Bildausschnitt. Für dieses Kunst-am-Bau-Projekt wurde ich im August 2009 beauftragt.
Die Arbeit »Glockner - Abend 1« für die Gedenkstätte
Die 415 x 60 cm große Fotografie sollte sowohl ihre Gesamtwirkung innerhalb des architektonischen Kontexts der Gedenkstätte entfalten als auch eine Nahbetrachtung in Leseentfernung gestatten. Neben der Wiedergabe der Stimmung in abendlichen Hochgebirge soll das Bild den Besuchern auch die Gelegenheit bieten, detailliert nachvollziehen zu können, wo sich die diversen Unglücke ereignet haben, auch, um Angehörigen und Nachfahren Erinnerung und Gedenken zu erleichtern. Entsprechend waren die qualitativen Anforderungen an das Werk.
Das neue Ensemble am Kalser Friedhof: Die Glocknergedenkstätte und die Aufbahrungshalle
Eine Stimmung, die dem Rahmen und der Aufgabe der Gedenkstätte entspricht, zu erwischen, hat einen großen Zeitaufwand, viel Geduld und viel technische Nachbearbeitung erfordert. Aus einer Unzahl von Aufnahmen wurden schließlich acht Kandidaten für die Gedenkstätte eingegrenzt, aus denen nach Diskusssion mit Gemeinde und Architekten die nun realisierte Arbeit hervorging.
Durch die offene Bauweise der Gedenkstätte interagiert die Fotografie vielfältig mit der umliegenden Gebirgslandschaft
Die extrem detailreiche Fotografie ist 7-farbig mit UV-gehärteter Tinte auf 10 mm starkes Sicherheitsglas gedruckt. Damit kann sie hinterleuchtet werden und hält den klimatischen Bedingungen einer Montage in einem halboffenen Bauwerk auf über 1.300 m Seehöhe stand.
Nachts ist die Fotografie gemeinsam mit den drei Glas-Stelen beleuchtet, auf denen neben Geschichtlichem und nachdenklichen Texten zum Bergsteigen und zum Tod am Berg vor allem die Namen derer geschrieben stehen, die von ihren Bergtouren am Glockner nicht mehr ins Tal zurückgekehrt sind.
Die sukzessive Neugestaltung des Ortskerns und das ambitionierte architektonische Konzept, dessen Umsetzung die Gemeinde Kals mit den Architekten Schneider & Lengauer gestartet hat und von dem bis jetzt das »Glocknerhaus« mit Tourismusverband und Nationalpark-Infostelle, das umgebaute Pfarrhaus (»Widum«) sowie das neue Gemeindehaus mit Feuerwehr und Bergrettungsdienst realisiert wurden, wurde mit der Neugestaltung des Friedhofs konsequent weitergeführt. Die Verleihung des »Landluft Baukultur-Gemeindepreises« u.a. an die Gemeinde Kals hat im Dorf einiges in Bewegung gebracht. Auch im Sektor des privaten Bauens tauchen nun einige mutige Beispiele auf.
Ein Panorama von der Gedenkstätte gibt es hier.
Wer an ein paar alpinistischen Angaben zu dem Bild interessiert ist, findet diese hier.
Hier finden sich noch einige Details zum Making-of der Aufnahme.
Ein interaktives Panorama vom Aufnahmeort gibt es hier.
[Update: Das bekannte deutsche Foto-Blog kwerfeldein.de hat mich eingladen, einen Artikel über eines meiner fotografischen Projekte zu schreiben. In diesem Artikel habe ich einiges zu Entstehung und Hintergrund des Projektes geschrieben.]